Petition gegen Exen abgelehnt – Kultusministerium bleibt vage, statt zu handeln
Neben dem Antrag der Grünen Landtagsfraktion zur Abschaffung des Sitzenbleibens (Vgl. unsere Pressemitteilung vom 3.7.2025) stand am gestrigen Donnerstag im Bildungsausschuss des Bayerischen Landtags auch die Petition der Schülerin Amelie zur Diskussion – sie forderte ein Ende unangekündigter Leistungstests („Exen“) an Bayerns Schulen. Trotz breiter Unterstützung aus der Schülerschaft und Bildungswissenschaft wurde die Petition abgelehnt.
Begründung: Das Kultusministerium arbeite bereits intern am Thema Leistungserhebungen – doch Ergebnisse fehlen bislang. Auch das Projekt „Prüfungskultur innovativ“, das in Kooperation mit der Stiftung Bildungspakt Bayern durchgeführt wurde, liegt offenbar ungenutzt in der Schublade. „Die Petition mit Verweis auf interne Prüfprozesse abzulehnen, ohne greifbare Ergebnisse vorzulegen, ist nicht überzeugend“, kritisiert Christine Lindner, Co-Sprecherin des Bündnisses Gemeinschaftsschule Bayern. „Das ist nicht nur ein Schlag ins Gesicht für Amelie, sondern auch für all jene, die sich für eine zeitgemäße, faire und lernförderliche Prüfungskultur einsetzen.“
Statt sich ernsthaft mit den wissenschaftlichen Argumenten gegen unangekündigte Tests auseinanderzusetzen, klammern sich CSU und Freie Wähler an überkommene Denkmuster: „Die Regierungsparteien behaupten weiter, Exen seien notwendig, um Disziplin zu wahren und regelmäßiges Lernen zu fördern“, so Lindner. „Das ist nicht nur pädagogisch rückständig, sondern zeugt auch von einem fragwürdigen Menschenbild, in dem Schüler*innen nur durch Druck und Angst motiviert werden sollen.“
Was sagt die Wissenschaft?
Die häufigsten Argumente für Exen lassen sich mit wissenschaftlichen Erkenntnissen klar entkräften:
- „Unangekündigte Tests fördern kontinuierliches Lernen.“
→ Studien zeigen das Gegenteil: Angst mindert Lernfreude und Leistung. Nachhaltiges Lernen entsteht durch positive Emotionen, nicht durch Stress.
- „Schüler lernen nur regelmäßig, wenn sie jederzeit mit Tests rechnen müssen.“
→ Verlässliche Strukturen fördern regelmäßiges Lernen deutlich besser. Angekündigte Tests stärken Selbstkontrolle und fördern langfristige Lernerfolge.
- „Spontane Prüfungen bereiten auf das echte Leben vor.“
→ Im Berufsleben sind wichtige Aufgaben planbar. Wer Leistung zeigen soll, braucht Vorbereitung – nicht Dauerstress.
- „Ohne Exen sinkt die Aufmerksamkeit im Unterricht.“
→ Motivation durch Ankündigung und Transparenz wirkt nachhaltiger. Studien belegen: Lernklima und Einstellung zum Unterricht verbessern sich deutlich.
Der Verweis auf das „Große Ganze“ greift zu kurz
„Die Ablehnung mit dem Hinweis, man habe das ‚Große Ganze‘ im Blick und würde ohnehin an einer positiven Lernkultur arbeiten, klingt zynisch angesichts der realen Praxis“, betont Dr. Gerald Klenk, ebenfalls Sprecher des Bündnisses. „Gerade viele innovative Schulen verzichten längst auf Exen – und das mit Erfolg. Dass dies ignoriert wird, zeigt, wie wenig man offenbar an echter Schulentwicklung interessiert ist.“
Bündnis ruft Schülervertretungen zum Handeln auf
Da Schulen nicht verpflichtet sind, unangekündigte Tests durchzuführen, ruft das Bündnis alle Schüler*innenvertretungen auf, mit ihren Schulleitungen ins Gespräch zu gehen. Ein schulintern vereinbarter Verzicht auf Exen ist möglich – und sinnvoll. „Viele Lehrkräfte wissen längst, dass Lernmotivation besser durch Vertrauen, Struktur und Beteiligung entsteht – nicht durch Angst. Es lohnt sich, das gemeinsam vor Ort zu verändern“, so das Bündnis abschließend.