Markus Söder hat mal wieder laut getönt, wie es sich für einen anständigen Demokrator gehört.
Man kann spekulieren, ob er damit den Frust über seinen Verzicht auf die Kanzlerkandidatur an der Kultusministerin abreagiert. Es zeugt jedenfalls von einem miserablen Regierungsstil, ohne vertieftes Wissen die eigene Ministerin in ihrer fachlichen Kompetenz zu überfahren und ihr immer wieder vorzuschreiben, was an den Schulen zu laufen hat. Es ist der Kultusministerin hoch anzurechnen, dass sie sich ernsthaft bemüht, notwendige Schulreformen im Dialog mit den Betroffenen anzugehen. Genau diesen Willen zum Dialog und zum Austausch lässt der Ministerpräsident vermissen. „Söder düpiert demokratische Anliegen aller Schülerinnen, indem er die Petition der Schülerin Amelie mit dürren Worten abbügelt. Ein fatales Signal an die Jugend, die demokratische Partizipation ausüben möchte und soll“, so die Sprecherin des Bündnisses Gemeinschaftsschule Bayern, Christine Lindner. „Zudem greift Söder der Entscheidung des Landtags über die Petition vor und versucht, auch dessen Funktion auszuhebeln. Man muss sich fragen, wozu eine Verfassungsviertelstunde dienen soll, wenn der Inhaber des höchsten Amtes im Freistaat demokratische Spielregeln und sogar Strukturen mit Füßen tritt!
Kinder sollen lernen, mit unerwarteten Herausforderungen umzugehen, so lautet eine der Begründungen für die nicht angekündigte Tests. Deswegen müssen sie erniedrigende Situationen vor der ganzen Klasse ertragen. „Niemand hat das Recht, einen Menschen vor anderen bloßzustellen,“ so Bündnissprecher Dr. Gerald Klenk. Das richte Schäden in der kindlichen Seele an, von Lernunlust über Schlafstörungen und Beeinträchtigungen des Selbstwerts bis hin zu Angststörungen, und widerspreche somit gleichermaßen humanistischen Werten wie basalen Erkenntnissen der wissenschaftlichen Psychologie. Klenk ist entsetzt über diese Praxis: „Angemessenen Umgang mit gefährlichen Situationen kann man nicht dadurch trainieren, dass man sie künstlich herbeiführt. Man wirft Kinder auch nicht ins tiefe Wasser, um ihnen das Schwimmen beizubringen. Ganz im Gegensatz dazu muss man sie innerlich stärken und ihre Selbstwirksamkeit erfahrbar machen, Wertschätzung und Solidarität sollen ihren Umgang prägen – das hilft dann auch in unerwarteten Situationen, die Angst machen.“
Das Bündnis fordert vom Ministerpräsidenten eine Umkehr, hin zur Orientierung an Wissenschaft und demokratisch gesetzten Anforderungen.