Pressemitteilung vom 03.04.2023

CSU-dominierte Landesregierung verhindert grundlegende Schulreform

Die Bildungskrise verschärft sich seit Jahren und beginnt bereits in der Kita. Immer mehr Bildungsforscher, Gewerkschaften, Stiftungen und Verbände melden sich zu Wort und rufen nach grundlegenden Reformen. So auch das Bündnis Gemeinschaftsschule Bayern, das die Einführung der Gemeinschaftsschule als weitere Schulart in Bayern fordert. Die Hoffnung dahinter: da am gegliederten Schulwesen bekanntlich kraft CSU-Mehrheit nicht gerüttelt wird, soll nur eine zusätzliche Struktur für inklusives gemeinsames Lernen geschaffen werden. Die Gemeinschaftsschule soll bis zur 8. Klasse ohne Noten arbeiten, um vor allem Kindern aus benachteiligten Verhältnissen bessere Chancen zu geben.

Ende des vergangenen Jahres hat das Bündnis maßgebliche Bildungspolitiker Bayerns um Statements zu seiner Forderung gebeten. Sie sind mittlerweile fast vollzählig eingegangen und haben erwartungsgemäß nicht für Überraschungen gesorgt, nachzulesen unter https://buendnis-gemeinschaftsschule-bayern.de/positionen/.

Während Bündnis 90/Die Grünen, SPD, DIE LINKE und die Partei mut Gemeinschaftsschulen befürworten, lehnen CSU, Freie Wähler, die ÖDP sowie die AfD sie ab. Damit ignorieren diese Parteien die Befunde etwa der OECD, die in Ländern mit längerem gemeinsamem Lernen eine bessere Verteilung der Bildungschancen konstatiert.

Zwar sonnt sich Bayern bei einigen Bildungserhebungen, im Bundesvergleich in Spitzenwerten, diese stellen im internationalen Vergleich jedoch bestenfalls Mittelklasse dar. Indes deutet nichts darauf hin, dass die Bildungspolitiker von CSU und Freien Wählern dies überhaupt zur Kenntnis nehmen.

CSU ignoriert Erfolge ihrer einzigen „Gemeinschaftsschule“

In den IQB-Bildungstrends 2016 und 2021 lagen Bayern und Sachsen an der Spitze, Bundesländer also, deren unerschütterliches Credo das gegliederte Schulsystem. Der Bildungstrend wurde in diesen Jahren an Grundschulen erhoben, Schulen also, die im Wesentlichen genauso arbeiten wie Gemeinschaftsschulen. „Welche Ironie des Schicksals, dass Bayern ausgerechnet bei der Schulart punktet, die der verpönten Gemeinschaftsschule gleicht“, so Bündnissprecher Dr. Gerald Klenk. „Es verblüfft, dass nicht einmal der eigene Erfolg die bayerische Bildungspolitik vom Glauben an die Überlegenheit des gegliederten Schulsystems abbringt“.

Christine Lindner, ebenfalls Sprecherin des Bündnisses, ergänzt: „Bayerns dominierende Partei besteht unbeirrbar auf der frühen Aufteilung der Kinder nach angeblichen Begabungen. Dies bildet die Stellungnahme ihres Bildungssprechers Professor Waschler deutlich ab. Man muss der CSU daher einerseits unterstellen, dass sie die soziale Spreizung der Gesellschaft im Herzen befürwortet, zum anderen aber auch, dass sie nicht versteht, was Inklusion wirklich bedeutet: dass diese nämlich weit darüber hinausgeht, Schülerinnen und Schüler mit Einschränkungen in allgemeine Schulen zu stecken. Sondern es geht darum, Doppelstrukturen von allgemeinen Schulen und Förderschulen aufzulösen, was die Monitoringstelle der UN-Behindertenrechtskonvention und die Behindertenbeauftragten des Bundes und der Länder schon mehrfach angemahnt haben.

„Einheitsschule“ ist in Bayern Realität

Stattdessen sei man schnell mit den Totschlagargumenten „Einheitsschule“ und „Gleichmacherei“ zur Hand. Eine Einheitsschule ist aber nach dem Verständnis des Bündnisses eine Schule, in der alle Schülerinnen und Schüler einer Klasse im selben Raum sitzen, zur selben  Zeit denselben Stoff nach denselben Methoden behandeln und zur selben Zeit denselben Test schreiben, der mit dem selben – erwiesenermaßen untauglichen – Notensystem bewertet wird. Dies sei an sämtlichen weiterführenden Schulen in Bayern der Fall.

Das Bündnis setzt darauf, dass die Bedeutung individueller, inklusiver und nachhaltiger Bildung bis zur Landtagswahl ins Bewusstsein der Wahlberechtigten rückt und sie ihre Wahlentscheidungen daran ausrichten. Nur so könne in Bayern die Mauer gegen eine weitere Schulart eingerissen werden, die inzwischen bundesweit zur Selbstverständlichkeit geworden ist.

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