Podiumsdiskussion

Mit der Gemeinschaftsschule soll in Bayern eine Schulart geschaffen werden, die strukturell für mehr Bildungsgerechtigkeit, für echte Inklusion und für Freude am Lernen ohne Notendruck steht.

Um die gegenwärtigen Positionen zur Gemeinschaftsschule in Bayern aufzuzeigen und sie miteinander ins Gespräch zu bringen, fand am 24. Juli 2023 eine Podiumsdiskussion im Kulturzentrum Giesinger Bahnhof in München statt.

Es diskutierten (Aufzählung in alphabetischer Reihenfolge):

Simone Fleischmann, 1. Vorsitzende Forum Bildungspolitik in Bayern e.V.
Florian Kohl, stellvertretender Vorsitzender GEW Bayern
Christine Müller, CSU, Landtagskandidatin für den Stimmkreis München-Milbertshofen, stellv. Vorsitzende des Bezirksausschusses Schwabing West
Henrike Paede, stellvertretende Vorsitzende des Bayerischen Elternverbandes
Prof. Dr. Krassimir Stojanov, Lehrstuhl für Bildungsphilosophie und Systematische Pädagogik an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt
Gabriele Triebel, Bildungspolitische Sprecherin, Bündnis 90/Die Grünen
Tim Wiegelmann, Schüler, Buchautor, Bildungsrebell
Prof. em. Dr. Hans Wocken, Erziehungswissenschaftler, Sonderpädagoge, Bündnis Gemeinschaftsschule Bayern; Mitglied im Vorstand der Lernwirkstatt Inklusion e.V.

Moderation: Klaus Wenzel, Ehrenpräsident des BLLV

Aus dem Chatraum der online-Teilnehmerinnen und -Teilnehmer:

Am häufigsten wurde festgestellt, dass in den bayerischen Schulen Inklusion nicht im Sinne der UN-Behindertenrechtskonvention möglich ist. Dies gelte insbesondere für den sog. „Bayerischen Weg der Inklusion“. Weil Inklusion an Regelschulen nur höchst begrenzt möglich sei, seien Förderschulen als Alternative nötig.
Das Wahlrecht der Eltern bzgl. der Schulart für ihre Kinder stoße an die starren Grenzen der Schularten. Auch Lehrer:innen, die inklusiv arbeiten möchten, stoßen an die Systemgrenzen. Aus diesem Grunde sprachen sich Teilnehmende klar für eine Transformation und einen tiefgreifenden Kulturwandel im Bildungssystem aus.
Auf die Frage, ob die Gemeinschaftsschule dafür die Lösung sei, wurde festgestellt, dass sie zwar nicht die „Lösung“ des Problems sei, dass sie jedoch die geeignetsten Rahmenbedingungen für eine gerechte, demokratische und inklusive Bildung bieten könne. Inhaltlich gehe es ja nicht um „Stoff“, sondern gerade auch um Werte und soziale Kompetenzen.
Sehr deutlich wurde die Problematik des Übertritts und der Noten angesprochen. Kompetenzorientiertes Lernen könne nicht mit Noten beurteilt werden. Insgesamt wurde die Beurteilung durch Noten als durchgängiges Problem in allen Schularten kritisiert, da mit ihnen für Schüler:innen wie Eltern, aber auch für Lehrkräfte ein Druck erzeugt werde, der Bildungsgerechtigkeit und Anerkennung verhindere.
Im Chat wurde auch die Frage der Lehrer:innenausbildung angesprochen. Inklusion spiele hier nahezu keine Rolle und werde als durchgängiges Grundanliegen viel zu wenig berücksichtigt.