Besorgt in vieler Hinsicht blickt das Bündnis Gemeinschaftsschule Bayern auf die Ergebnisse der Landtagswahl. Wie Bündnissprecher Dr. Gerald Klenk anmerkt, sei nicht zu erwarten, dass die neue Regierungskoalition strukturelle Reformen im Bildungsbereich anstoße oder zulasse. „Wir müssen davon ausgehen, dass Schule in Bayern nach wie vor in hohem Maß der gesellschaftlichen Selektion und weniger der Bildungsgerechtigkeit dienen wird. Diese Selektion wirkt erheblich an der vielbeklagten Spaltung mit!“
Der allgemeine Werteverfall, der sich im Vorfeld der Wahl sogar bis in die Staatsspitze ausgeweitet hat, ist nach Ansicht des Bündnisses unübersehbar. „Wie soll die Wertevermittlung an den Schulen gelingen, wenn selbst hohe Staatsvertreter gegen diese Werte verstoßen“, fragt Co-Sprecherin Christine Lindner.
„Letzteres betrifft nicht nur das selbstgerechte und unredliche Verhalten des alten und mutmaßlich neuen stellvertretenden Ministerpräsidenten in der Flugblattaffaire, sondern ebenso, dass der Kultusminister dessen Verstößen gegen die geltenden Werte nicht entgegengetreten ist, obwohl er die Vermittlung eben dieser Werte in den Schulen hochzuhalten und qua Amt zu verantworten hat. Wenn Werte in Schulen zwar gepredigt, aber von Staatsvertretern nicht vorbildlich gelebt werden, verkommen Verstöße gegen sie zu Bagatellen und der Werteunterricht an Schulen zur lächerlichen Farce! Das unerträgliche Schweigen des Kultusministers in dieser Sache richtet sich gegen unsere Werteordnung und gegen die Bemühungen der Schulen! “
Auch der Zulauf zu den Freien Wählern nach der Flugblattaffäre zeige einen Werteverfall, der nun im Emporkommen der AfD zur stärksten Oppositionspartei gipfle. „Desgleichen zeugt der bedrückend hohe Zuspruch zur AfD sogar bei den Jugendwahlen, U18-Wahlen und Juniorwahlen vom nachlassenden Bewusstsein für Werte und Demokratie“, mahnt Lindner und setzt fort. „Die Gesellschaft ist bereits in erschreckendem Maß gespalten! Als Gegenmaßnahme fordern wir weiterhin die Zulassung der Gemeinschaftsschule, denn Kinder aus verschiedensten gesellschaftlichen und sozialen Gruppen dürfen nicht getrennt und einander entwöhnt werden! ‚Abgehängte‘ Schülerinnen und Schüler brauchen dringend Erfolgserlebnisse und Perspektiven, außerdem müssen sie Mitbestimmung, Selbstbestimmung und Selbstwirksamkeit tagtäglich in der Schule real erleben, um demokratische Werte zu erkennen!“ Genau dies seien Kernelemente der Gemeinschaftsschule, ihre Einführung auch in Bayern sei daher nach der Wahl dringender denn je!
In diesem Sinne lässt sich das Bündnis Gemeinschaftsschule Bayern von seinem Ziel nicht abbringen und setzt seine Arbeit verstärkt fort.